Kobalt, Kupfer, Lithium & Co. Das gleichzeitige Phase-Out von Erdöl und Phase-In von Metallen
22.10.2019 – Potsdam
Veranstalter: ASPO Deutschland (Association for the Study of Peak Oil and Gas) – Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung – Vereinigung Deutscher Wissenschaftler e.V.

Mit Beteiligung der Transformateure Martin Held und Jörg Schindler, sowie unseren Netzwerkpartnern Kora Kristof und Richard Sturn

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Ein Abschied ist zugleich ein Neuanfang. Der Ausstieg aus den fossilen Energieträgern ist klimapolitisch überfällig. Das aktive Phase-Out des fossilen Erdöls erfordert zugleich einen Einstieg, ein aktives Phase-In von noch mehr Metallen. Beides, Einstieg und Ausstieg, zusammenzuhalten, ist der Schwerpunkt unserer Veranstaltung.

Auch das postfossile Zeitalter braucht Energie. Der Ersatz für die fossilen Energieträger beim Übergang zu regenerativen Energien sind die mehr als ausreichenden Energieströme von der Sonne. Zukünftig primäre Bedeutung wird daher die Elektroenergie haben. Für die Energiewende brauchen wir mehr Metalle: Ob klassische Basismetalle wie Kupfer oder etwa Seltenerdmetalle wie Neodym für die Permanentmagneten moderner Windkraftanlagen.

Auch die Mobilitätswende erfordert eine zunehmende Elektrifizierung des motorisierten Straßenverkehrs, sei es direktelektrisch oder mit Wasserstoff/ Brennstoffzelle. Mit der Digitalisierung kommt nochmals eine weitere Dimension an Metallbedarf auf uns zu.

Metalle sind die Voraussetzung für die Energiewende, die Mobilitätswende und die digitale Transformation. Dazu braucht es alle Metalle im Periodensystem – wir sind im „All Metals Age“ angekommen.

Es geht dabei nicht nur um Lithium, um Kobalt, wozu gelegentlich Meldungen aufgrund von Menschenrechtsverletzungen und Auseinandersetzungen im Kongo bei uns aufschlagen. Oder nur um Seltenerdmetalle, die im Handelskonflikt zwischen den USA und China
eine starke Stellung Chinas signalisieren. Wir brauchen ein umfassendes Problemverständnis für die Metalle.

Der klimapolitisch überfällige Übergang ist somit, recht betrachtet, einer vom Zugriff auf einen Bodenschatz zu einem anderen. Der Unterschied in den Eigenschaften dieser beiden Typen von Bodenschätzen wird die zukünftige Geschichte der Menschheit prägen,
sowohl die wirtschaftliche als auch die politische. Im Gegensatz zum fossilen Erdöl können wir aus der Nutzung von Metallen nicht aussteigen.

Die Abkehr vom Öl ist eine Riesenherausforderung. Viele der ölexportierenden Länder sind in hohem Maß von den Öleinnahmen abhängig, sie sind typische Rentenökonomien. Der Rückgang der Nachfrage nach Öl wird Enttäuschungen und Entwertungen mit
sich bringen, auch Herausforderungen in der politischen Gestaltung: Wie soll ein Öl-Nachfolge-Staat zu Einnahmen kommen?

Postfossil ist dringlich und geht. Postmetallisch geht nicht

Erdöl war immer mit geo- und sicherheitspolitischen Fragen verbunden. Auch bei den Metallen handelt es sich um einen Produktionsfaktor, der wieder Rentenökonomien fördert. Der Zugriff auf Erze und damit Metalle ist ebenfalls mit Machtfragen und damit Geopolitik und Sicherheitspolitik verbunden. Der sich anbahnende Kampf um die Vormachtstellung zwischen den USA und China gibt dazu aktuell einen ersten Vorgeschmack. Ebenso kann die Frage von Menschenrechtsverletzungen, Konflikten in Spannungsgebieten bestimmter Bergbaugebiete in den Momenten virulent werden, in denen die Mobilitätswende und die Energiewende ernsthaft Fahrt aufnehmen. Wenn etwa Kobalt in stark steigendem Maß nachgefragt wird.

Um zu starke Strukturbrüche zu vermeiden und Spannungen im Phase-out von Erdöl und Phase-in von Metallen gering zu halten, sind sie in ihrem Zusammenhang zu verstehen und anzugehen. Unsere Tagung will einen Beitrag leisten, das Verständnis für diesen
Metall-Energie-Nexus voranzubringen. Es gilt, mögliche Flaschenhälse zu vermeiden und geopolitische Spannungen aufgrund der wachsenden Bedeutung von Metallen gering zu halten. Übergeordnet gilt es zu verstehen, dass Metalle nicht erneuerbare Ressourcen
sind. Und doch können wir nicht einfach daraus aussteigen. Vielmehr ist mit Metallen ganz anders umzugehen, wie dies bisher in der fossil geprägten, verschwenderischen Zeit der Fall ist. Es gilt mit Metallen haushälterisch umzugehen. Dafür ist Metallbewusstsein zu fördern.

Angesichts der knappen Zeit für die Umsteuerung müssen ganz unterschiedliche Disziplinen und Perspektiven zusammenspielen. Mit der Veranstaltung wollen wir die Akteure mit unterschiedlichen Interessen zusammenbringen.

Alle im Themenbereich Arbeitenden ebenso wie alle aus unterschiedlichen Blickwinkeln daran Interessierten sind herzlich nach Potsdam eingeladen: Energie- und Mobilitätswende, Rohstoffpolitik und nachhaltiger Umgang mit Metallen, Sicherheits- und Geopolitik.

Prof. Dr. Hartmut Graßl · Vorsitzender VDW
Dr. Martin Held · Vorstandsmitglied ASPO Deutschland
Dr. Maria Reinisch · Geschäftsführerin VDW
Prof. Dr. Ortwin Renn · Wissenschaftlicher Direktor am IASS
Jörn Schwarz · Vorsitzender ASPO Deutschland

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