Bild Sara Roumette
Transformateure trauern um einen Transformateur der ersten Stunde

von Martin Heldf
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Die Transformateure sind tief betroffen vom Tod von Josef Göppel. Es ist ein trauriger Anlass. Zugleich gilt es zu bedenken: Hätte es mehr Menschen wie ihn gegeben, die sich frühzeitig wie er aktiv für Umwelt und Natur eingesetzt hätten, in allen Parteien, unter den Förstern wie in allen anderen Berufen, dann würde die Welt anders aussehen, dann wäre sie ein besserer Ort.

Seit den frühen 1970er Jahren setzte er sich für die Bewahrung der Schöpfung ein, einer Zeit, als den Meisten das noch fremd war. Und dies konkret, praktisch in unterschiedlichsten Feldern. Ab 1974 war er im Bezirkstag von Mittelfranken und machte sich dort von Anfang an für „Flurbereicherung statt Flurbereinigung“ stark.

1986 war er der Gründer des Landschaftspflegeverbandes Mittelfranken. Die Idee war aus heftigen Konflikten zwischen Landwirtschaft und Naturschutz entstanden. Die Drittelparität aus Vertretern der Kommunen, Landwirtschaft und Naturschutz hat sich seither bewährt. 1993 gründete er den Deutschen Verband für Landschaftspflege.

Seine Anliegen waren breit aufgestellt. So gründete er seiner Zeit weit voraus 1987 die Mittelfränkische Gesellschaft zur Förderung der solaren Wasserstoffwirtschaft. In den 1990er Jahren entwickelte sich daraus in Triesdorf ein Weiterbildungsprogramm für Solateure – kennzeichnend für seine Kombination des visionären Blicks mit praktischer Umsetzung.

Ab 1991 war Josef Göppel der Vorsitzende des Umweltarbeitskreises der CSU. 1994 gründete er die Mittelfankenstiftung für Natur, Kultur, Struktur. Dabei ging es ihm darum, das Verständnis für die Bedeutung der kulturellen Prägung von Landschaften und ihren kulturhistorischen Wert sowie für die Bedeutung gesunder Natur für eine artenreiche Landschaft zu fördern.

Nach seiner Zeit als Landtagsabgeordneter war er von 2002 bis 2017 Mitglied im Deutschen Bundestag. Als einziger Unionsabgeordneter stimmte er 2004 dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz zu. Heute können wir darüber froh sein, dass sich Menschen wie er so frühzeitig dafür einsetzten, von den fossilen Energien unabhängiger zu werden und den Klimawandel abzubremsen. Er war aktiv bis an sein Lebensende. Noch am Dienstag den 12. April war er bei einem vom Landesvorsitzenden Richard Mergner des BUND Naturschutz, ebenfalls einer der Transformateure der ersten Stunde, organisierten Gespräch mit dabei.

Josef Göppel hat sich seit gut 50 Jahren konsequent für einen guten Umgang mit Natur und für die Bewahrung der Schöpfung eingesetzt. Er war ein Gründungsmitglied von uns Transformateuren im Jahr 2011. Auf die Frage „Wo bin ich selber ein Akteur der großen Transformation?“ antwortete er: „Meine gesamte berufliche und politische Tätigkeit widmete sich der Hinwendung zu einem Leben und Arbeiten im Einklang mit der Natur. Als Mitglied der Unionsparteien arbeite ich unaufhörlich daran, dem C in ihrem Parteinamen Geltung in der praktischen Politik zu verschaffen.“

Seine Haltung zur großen Transformation umschrieb er so: „Die heutige Form des Wirtschaftens auf der Erde vergrößert den Unterschied zwischen Reich und Arm, überschreitet die Tragfähigkeit der Natur, und verringert unaufhörlich die Vielfalt der Arten und Kulturen. Der Grundzug des Kapitalismus zur Monotonisierung und Ausbeutung aller Ressourcen bis zum letzten muss mit einer Ordnung für Gemeinwohlvorrang und Lebensvielfalt überwunden werden.

Wir Transformateure trauern um Josef Göppel und wünschen für ihn und für uns alle, dass sein Engagement weiter nachwirken und gute Früchte tragen wird.

Transformateure, Tutzing/München 19. April 2022

Für Rückfragen:

Martin Held, Koordinator Transformateure, Tutzing

Links:

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Geschichte der Transformateure