Manfred Neun
Gründungsmitglied, Mitglied bis heute

Fusion Mobility Memmingen Institute, Ehrenpräsident ECF – European Cyclists’ Federation, Memmingen

Ökonom und Sozialwissenschaftler im Bereich nachhaltiger Mobilitäts- und Stadtentwicklung

Unternehmer, Wissenschaftler und Engagement im Ehrenamt. Als langjähriger Präsident der European Cyclists’ Federation ECF (2005 – 2017) und der World Cycling Alliance WCA (2014 – 2018) prägte er die Fahrradwelt. Er initiierte, förderte und vertrat die Cycling Economy, die Aktive Mobilität und weitere Ansätze vor Entscheidern in Politik, Wissenschaft und Wirtschaft weltweit, zum Beispiel beim International Transport Forum, Velo-city Konferenzen, beim ITS World Conference Copenhagen 2018 etc.  Er ist Mitglied bei den Transformeuren, bei Scientists-for-Cycling, beim International TDM Committee, ein CIVITAS SUMP Ambassador, aktiv bei der Weltbank-Initiative Sustainable Mobility for all – SuM4All und bei anderen Netzwerken.

Hier eine Liste von Publikationen

Seit Ende Juni 2021 Träger des Bundesverdienstkreuzes
(Eine Würdigung von Martin Held: ECF Honorary President Manfred Neun was awarded Germany’s Federal Cross of Merit)

Kontakt 

Was ist meine Haltung zur großen Transformation?

Wir alle leben in einer nicht-nachhaltigen Welt. Dies hat viele Ursachen. Auf dem Mobilitätssektor sind für mich die wichtigsten:

  1. Nachhaltige Systeme müssen von Grund auf stimmen; das Reduzieren von nicht-nachhaltigen Verhaltensmustern führt noch nicht zur Nachhaltigkeit.
  2. Wir haben systemische Gesamtzusammenhänge zerteilt und damit ihre notwendigen, wechselseitigen Beziehungen ausgehebelt.
  3. Wir unterschätzen, teilweise negieren, menschliche Grundbedürfnisse und -Rechte wie die Aktive Mobilität (hauptsächlich Fußgehen und Radfahren).

In Krisenperioden – Erdbeben, Fukushima, Klima-Katastrophe, Covid-19 … – werden uns diese menschliche Grundbedürfnisse und -Rechte immer wieder vor Augen geführt. Es zeigt sich exemplarisch, was robuste und resiliente Systeme ausmacht bzw. welche Defizite unsere derzeitigen Systeme haben. Aktuell wird auch besonders deutlich, welche positiven Auswirkungen der erzwungene Verzicht auf Lärm, Abgase und Staus hat. Danach ist dann sicher wieder einmal die Gefahr sehr groß, dass diese Erfahrungen verdrängt werden, und der BAU (business-as-usual) zurückkehrt.

Meine Haltung zur großen Transformation wird dadurch geprägt, dass wir unser Wissen ebenso wie die Krisen ernst nehmen, dass wir Menschenrechte, Nachhaltigkeit und deren Werte für eine menschliche Gesellschaft umfassend respektieren, und dass wir uns für das Vorsorgeprinzip engagieren und uns an der Vorsorge beteiligen lassen.

Wo bin ich selber ein Akteur der großen Transformation?

Ich arbeite seit Studienzeiten im sozialwissenschaftliche Themenfeld nachhaltiger Stadt- und Verkehrsentwicklung. Als ich 2005 zum Präsidenten des ECF gewählt wurde, dachte ich, ich wüsste etwas Bescheid über mein Themenfeld und übers Radfahren. Aber ich musste feststellen: ich wusste zu wenig, und ich war nicht allein damit. Framing und Ringen um bessere Ansätze waren notwendig, und interdisziplinäre Teamarbeit. Dies führte zur Gründung des globalen Netzwerks ’Scientists for Cycling’, zu Begriffsbestimmungen wie ’Cycling Economy’, ’Active Mobility’ und zu nachhaltigen Strategie-Entwicklungen, die darauf aufbauen. Kleine Erfolge haben sich schon eingestellt, aber wir stehen am Anfang. Wer weiß zum Beispiel schon, dass Aktive Mobilität zu 14 der 17 UN Nachhaltigkeitszielen (SDGs) wesentliche Beiträge liefert?

Aktuell versuche ich darauf aufzubauen und mit anderen in mehreren Netzwerken* nachhaltige Entwicklung voranzubringen. Mit dem systemischen Ansatz der ’Fusion Mobility’ gelingt es dabei immer besser, menschliche Mobilität als holistisches System zu begreifen und die Zersplitterung in konkurrierende Verkehrsarten zu überwinden. Eine zentrale Erkenntnis hat sich dabei in den letzten Jahren herauskristallisiert und wird über direkte Entscheider-Ansprache, Publikationen und internationale Kongresse** verbreitet: Aktive Mobilität muss Vorrang bekommen gegenüber allen Formen der passiven, also mit Fremdenergie betriebenen Mobilitätsarten. Die Konsequenzen daraus betreffen nämlich nicht nur den Verkehrssektor, sondern unsere Gesundheit, Umwelt, Klima, natürliche Ressourcen, lebenswerte Städte, Kultur und Gesellschaft.

Wird Aktive Mobilität priorisiert, wird dies zum Transformativ und so zu einem Wert für nachhaltige Entwicklung und Große Transformation.

* Transformateure, Weltbank-Initiative ’Sustainable Mobility for All’ (SuM4All) , Fusion Mobility Team für ESOF 2020, u.a.
** ITS World Kongresse, EuroScience Open Forum (ESOF), Velo-city, ECOMM, Travel Demand Management (TDM) Symposien etc.