München/Tutzing, 1. August 2025
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Der Übergang von der vorherrschenden nichtnachhaltigen Entwicklung in Richtung einer nachhaltigen Entwicklung steht an. Wir Transformateure setzen uns aktiv für diese sozialökologische Transformation ein. Es geht darum, Orientierung in Richtung eines guten Lebens und guter Arbeit zu geben. Das Soziale und das Ökologische gehören dabei zusammen.
Die Transformateure haben sich am 1. Juli 2011 in München gegründet. Anknüpfend an die Tutzinger Tagung, bei der im April 2011 gemeinsam mit dem WBGU dessen Hauptgutachten „Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation“ vorgestellt und diskutiert wurde, gründeten wir uns als Gruppe von Akteuren der großen Transformation. Wir beteiligten uns daran, die damals beginnende Debatte zur Notwendigkeit einer sozial-ökologischen Transformation in Deutschland voranzubringen. Dabei gingen wir von der grundlegenden Nichtnachhaltigkeit der dominierenden Entwicklung aus. Ebenso stand am Anfang unseres Engagements, dass das Soziale und das Ökologische zusammengehören. Die frühe Erweiterung der Transformateure in Richtung IG Metall gab den Anstoß für eine beispielhafte Zusammenarbeit von Gewerkschaften und Umweltverbänden.
Ausgangspunkt der Transformateure war die Erkenntnis: In zahlreichen Bereichen zeigt sich die Nichtnachhaltigkeit der bisher weithin als erfolgreich angesehenen Wirtschaftsweisen; so an der globalen Klimakrise, der Energieverschwendung und Abhängigkeit von nicht-erneuerbaren fossilen Energien, am Verlust der Biodiversität, an der massiven Bodendegradation, den zunehmenden Problemen mit dem Wasserhaushalt und an der nichtnachhaltigen Nutzung von Metallen. Die inhärente systemische Ungerechtigkeit potenziert sich um ein Vielfaches, weil gerade die Ärmsten am meisten unter den Folgen der Nichtnachhaltigkeit leiden, während sich die Reichen vermeintlich und vorerst mit Technik vor den Folgen schützen.
In den 2010er Jahren stand die globale Klimakrise im Mittelpunkt der öffentlichen Debatten. In einigen Sektoren wurden erste klimapolitische Erfolge erzielt. Zugleich wurden die anderen grundlegenden transformativen Aufgaben zunehmend nur noch von klimapolitischen Zielen abgeleitet. Ein Beispiel sind die Metalle: (1) Um den Klimawandel erfolgreich einzubremsen, so die gängige Herangehensweise, ist eine Energiewende weg von den fossilen Energien hin zu erneuerbaren Energien erforderlich. (2) Für diese Energiewende und die damit verbundene Mobilitätswende werden größere und zunehmende Mengen der Basismetalle und ebenso aller Technologiemetalle gebraucht. (3) Daraus wird dann die Aufgabe der Versorgungssicherheit von Metallen abgeleitet. Dabei wird vorherrschend als gegeben unterstellt, der Bedarf für solche Metalle würde gewaltig steigen. Doch die genuine Nichtnachhaltigkeit der Nutzung von Metallen wird dagegen kaum thematisiert.
Im Lauf der 2010er Jahre wurde zunehmend erkennbar, dass es nicht länger nur um einzelne Politikbereiche und Einzelmaßnahmen geht, sondern dass eine übergreifende Transformation ansteht. Inzwischen gibt es Transformationsräte, Transformationsfonds und vieles mehr, auch wenn einiges transformation in name only (tino) oder transformation mainly in goals (tmig) zu sein scheint. Erste gesellschaftliche Aufbrüche zeigten sich, etwa sichtbar im Engagement von Fridays for Future.
In den 2020er Jahren sind die Zeiten rauer geworden. Die Kosten des Nichthandelns und des verzögerten Handels in Richtung ernsthafter transformativer Schritte schlagen durch. Die damit einhergehenden multiplen Krisen verstärken die gesellschaftliche Verunsicherung und die davon ausgelösten Verlustängste werden politisch instrumentalisiert. Dies wird überlagert und verstärkt von den Versprechungen und Bedrohungen durch die KI. Starke Kräfte opponieren gegen die anstehenden und durchgreifenden transformativen Änderungen, die Widerstände nehmen zu.
Das geht so weit, dass alles was mit Klimaschutz, erneuerbaren Energien, Menschenrechten und Gerechtigkeit zu tun hat, offen bekämpft wird. Zugleich werden die Auswirkungen der globalen Klimakrise in Gestalt von Extremwetterereignissen wie Hitzewellen, Dürren, Waldbrandkatastrophen, Sturzfluten global und bei uns mehr denn je erfahrbar.
Aufgrund dieser sich beschleunigenden Entwicklungen ist es umso wichtiger, dem Roll Back entgegen zu treten, sich nicht entmutigen zu lassen. Ganz im Gegenteil. Transformateure sind mehr denn je gefragt, die Gestaltungsaufgabe der großen Transformation aktiv zu unterstützen und dafür zu kämpfen. Es gilt den Angstmachern und Spaltern etwas entgegenzusetzen: Die gewinnende Überzeugung, dass wir gemeinsam gestalten können und nicht ausgeliefert sind, nämlich lebenswerte Städte und lebenswertes Land, gute Arbeitsbedingungen und eine gerechte Transformation.
Die Rolle der Transformateure verändert sich damit: In den Anfangsjahren war die Aufgabe vorrangig, ein Grundverständnis für die Notwendigkeit einer sozial-ökologischen Transformation zu verbreiten. Ein Verständnis dafür, dass der Begriff „große Transformation“ nicht einfach gewählt wurde, um Aufmerksamkeit für unsere Sache zu wecken. Vielmehr stehen grundlegende transformative Änderungen an, menschheitsgeschichtlich vergleichbar der neolithischen und der industriellen Revolution. Das Versprechen eines Weiter-So mit möglichst wenig Änderungen, business as usual light, geht sich nicht aus.
Mit vielerlei Transformationstagungen, Transformationslabs und Publikationen haben wir Transformateure zu unterschiedlichen Themen unseren Beitrag zur Transformation geleistet. In den letzten Jahren haben wir uns vertieft mit einigen Themenschwerpunkten der Transformation wie der Mobilitätswende und der Rohstoffwende Metalle auseinandergesetzt. Dazu kam die Erprobung von unterschiedlichen Methoden in Zusammenarbeit mit dem PolitikLabor, München, etwa mit einem Workshop „Agrarwende 2035“ in Benediktbeuern.
Für die kommenden Jahre steht an, das ernsthafte Ringen um gute Lösungen und Brückenbauen über Interessensgegensätze hinweg mit neuen Methoden und in ungewöhnlichen Akteurszusammensetzungen zu unterstützen. Dazu gehört auch ein intensiver Austausch innerhalb der Transformateure. Es gilt den Kompass auszurichten in Richtung eines qualitativ guten Lebens für alle. Angesagt ist ein neuer Aufbruch.
Eine sozialverträgliche Gestaltung der anstehenden großen Transformation braucht weitere Transformateure.
© Transformateure, https://transformateure.org
Florian von Brunn, Eberhard Faust, Andrea Fehrmann, Adrian Ganz, Martin Geilhufe, Martin Held, Dieter Janecek, Mattias Kiefer, Richard Mergner, Klaus Mertens, Manfred Neun, Jörg Schindler, Irmi Seidl, Hubert Weiger